Eli Cortiñas Hidalgo

"Das Kaninchen bin ich

erstmals veröffentlicht in: Kölner Stadtanzeiger, 22.10.08, URL: http://www.ksta.de/html/artikel/1218660717300.shtml

Die Werke von Eli Cortiñas Hidalgos erster Einzelausstellung sind im Kölner e-raum zu sehen. Die Ausstellung ist das Debüt der in Köln lebenden Spanierin und zeigt neben neun Collagen das Video „Das Kaninchen bin ich“.

„Es wird keine Beerdigung geben“, lautet übersetzt der etwas düstere Titel von Eli Cortiñas Hidalgos erster Einzelausstellung, die im Kölner e-raum zu sehen ist. Er bezeichnet so etwas wie einen Übergang im Werk und auch im Leben der in Köln lebenden Spanierin (Jahrgang 1976), die in diesem Sommer das Studium an der Kunsthochschule für Medien beendet hat und in Zukunft von der Galerie Wiesehöfer vertreten wird.

Im e-raum zeigt sie nun neben neuen Collagen das Video „Das Kaninchen bin ich“. In diesem ersten, soeben fertiggestellten Teil einer als 3-Kanal-Videoinstallation angelegten Arbeit greift Cortiñas auf den gleichnamigen, 1964 / 65 in Schwarz-Weiß gedrehten DDR-Spielfilm des Regisseurs Kurt Maetzig zurück.

Dieser Film, der in der DDR auf dem Index stand, erzählt die Geschichte einer Ostberliner Abiturientin, die nicht zum Studium zugelassen wird, weil ihr Bruder wegen „staatsfeindlicher Hetze“ im Gefängnis sitzt. Als Kellnerin verliebt sie sich in einen Richter. Als sie schließlich erfährt, dass dieser ihren Bruder verurteilt hat, verlässt sie ihn und versucht ihren eigenen Weg zu finden. In Cortiñas' fünfminütigem Loop aus zusammengeschnittenen Bildfragmenten ist von dieser Geschichte kaum noch etwas übriggeblieben. Obwohl Maetzigs Film und Cortiñas' künstlerische Arbeit wesentliche Interessen teilen - Liebe, Verlust und Emanzipation - und obwohl die Künstlerin sich der Bilder des Films bedient, schafft sie ein ganz eigenständiges Werk. Mit Hilfe von akustischer Untermalung und radikaler editorischer Eingriffe entfaltet es eine gleichzeitig beunruhigende und hypnotische Wirkung. Ohne einem Erzählstrang zu folgen, vermittelt Cortiñas' „Das Kaninchen bin ich“ die Ahnung eines Dramas um zwischenmenschliche Abhängigkeiten. Man darf gespannt sein, welche Dimensionen die beiden noch zu entstehenden Teile dieser atmosphärisch dichten Videoinstallation hinzufügen werden.

Neben ihrer Arbeit als Videokünstlerin beschäftigt sich Eli Cortiñas Hidalgo schon seit langem eingehend mit dem Medium der Collage. Aus fotografischen Abbildungen - oft aus Erotik- und Frauenzeitschriften der 60er und 70er Jahre entnommen - , Typografien, eigener Malerei und Schriftzügen fügt die Künstlerin auf unterschiedlichen Bildträgern wie Karton, Papier, Spanplatte oder Glas Bilder zusammen, die oft ironisch und auf mitunter groteske Weise um das Thema Mann / Frau - also auch wieder Abhängigkeitsverhältnisse - kreisen. Rollenklischees werden aufgenommen, zersplittert und wieder zusammengesetzt, so dass jedem Freund traditioneller Geschlechterzuschreibungen Hören und Sehen vergeht. Innerhalb der Ausstellung können diese Collagen neben der eher bedrückenden Videoarbeit als farbiger und leichtherzigerer Kommentar zur selben Frage gelesen werden: Wer ist von wem abhängig und warum? Oder: wer ist hier das Kaninchen und wer die Schlange? (Preise 350 bis 2300 Euro). 

zu Eli Cortinas siehe auf dieser Seite auch: Mein 1. eigenes Kunstwerk