Pressekonferenz zum Kunststandort Rheinland
Den Tanker steuern bevor er sinkt

erschienen am 28. Oktober 2005 auf artnet.de: artnet.de/magazine/pressekonferenz-zum-kunststandort-rheinland

Zu einer Pressekonferenz mit dem Thema „Kunststandort Rheinland“ haben am 29. September die Direktoren der art.fair Walter M. Gehlen und Andreas E. Lohaus zusammen mit dem Kulturdezernenten der Stadt Köln Georg Quander sowie Dirk Mangold, Pressereferent der Art Cologne, in den Overstolzensaal im Hotel Intercontinental in Köln eingeladen. Die Veranstaltung gilt als der erste Schritt des ambitionierten Vorhabens, mit dem die art.fair-Initiatoren den Standort Köln beziehungsweise Rheinland stärken wollen.

Dieser erste Punkt des Plans zur Mobilisierung der rheinischen Kunstszene also heißt „Aufruf zur Initiative“. Dieser Aufruf wird an alle potentiellen Partner in der Region gerichtet: Galerienverbände, Messen, Sammler, Kunsthochschulen, Kunstvereine, freie Veranstalter, Künstler, Kulturämter, das Land NRW und so weiter. Gemeinsam mit diesen soll ein Konzept entwickelt werden, in dem Inhalte und zeitliche Abläufe koordiniert werden und schließlich die Marke, die jetzt noch den Arbeitstitel „Kunststandort Rheinland“ trägt, auf den Weg gebracht werden. Konzept und Marke sollen dann von allen Beteiligten in alle Welt hinausgetragen werden, um vom Glanz der rheinischen Kunstregion zu künden.

Man will wieder stärker international mitmischen. Der Erfolg der art.fair, die seit 2003 parallel zur Art Cologne stattfindet und Kunst ab 2000 zeigt, kann als viel versprechende Referenz der Organisatoren Lohaus und Gehlen gelten. Auch die Tatsache, dass die DiVA, die Messe für digitale und Videokunst, die im März in New York Premiere hatte, nach Stationen in Brüssel und Paris nun Köln als deutschen Halt und nicht den „Angstgegner“ Berlin – ja, das Wort fiel – gewählt hat, stimmt optimistisch.

Dies alles kann nur nicht darüber hinwegtäuschen, dass es die „größte Stadt des Rheinlandes und viertgrößte Stadt Deutschlands“ kaum noch vermag, junge Künstler anzuziehen oder auch nur zu halten. Gehlen und Lohaus sprechen viel von Synergieeffekten, Vernetzung und dem Kommunizieren von Inhalten; ob dies allerdings das Klima in der Stadt oder der Region grundsätzlich verändern kann und das Rheinland nicht nur für die immer wieder beschworenen internationalen Sammler, sondern auch für die, die Kunst produzieren, attraktiver macht, ist zumindest zweifelhaft. Hierüber wird an diesem Tag nicht gesprochen, aber geht das eine wirklich ohne das andere?

Auf die Frage, warum diese Initiative zur „Bündelung aller Kräfte“ denn gerade jetzt so dringend nötig sei, mit anderen Worten: was denn so schlecht laufe in Köln und Umgebung, beteuern die Initiatoren, dass ihr Unternehmen „pro-aktiv“ zu verstehen sei und dass in Köln überhaupt nichts schlecht laufe; man wolle nur den Ruf wieder etwas aufpolieren. Schließlich finge man ja auch nicht erst an, den Tanker zu steuern, wenn er zu sinken drohte. – Also alles bestens in Köln, oder eher: keine Panik auf der Titanic.