Was ich so den ganzen Tag mache, in der Tate Modern in London

veröffentlicht 2008 in: Tomate, temporäres Web-Magazin (in der Reihe: Mein Arbeitstag), hg. von Julia Keith

Ich arbeite seit September 2007 im Rahmen einer Mutterschaftsvertretung als Kuratorin an
der Tate Modern in London*. Wie die meisten Werktätigen heutzutage sitze ich fast den
ganzen Tag vorm Computer (es ist doch wirklich kaum vorstellbar, dass das vor noch gar
nicht allzulanger Zeit noch nicht so war!). „Doing emails“ nimmt einen Großteil der
Arbeitszeit ein, außerdem die Museumsdatenbank TMS, das Verfassen von Texten,
Briefen und Listen, die Betreuung des Leihverkehrs sowie die Internet-Recherche. Nicht
vorm Computer sitze ich, wenn ich Meetings mit Kollegen habe, Ausstellungen in Galerien
und Museen besuche, Künstler treffe oder in der Bibliothek bin und lese.

Unser Department, das Curatorial Department, in dem sowohl die Sammlung der Tate
Modern als auch die Sonderausstellungen betreut werden, ist in einem Großraumbüro
untergebracht. Hier arbeiten zwölf Kuratoren und ebenso viele Assistenzkuratoren,
daneben noch einige administrative Angestellte, kuratorische Assistenten, Praktikanten und
andere Leute, die spezielle Aufgaben wie Bild-Recherche oder ähnliches übernehmen.
(Zum Vergleich: In K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen waren wir in der
entsprechenden Abteilung zu fünft.) Chefin der Abteilung ist die Chefkuratorin Sheena
Wagstaff. Sie ist dem Direktor der Tate Modern, Vicente Todoli (ein Spanier, dessen
eigenwilliges Englisch ich nur mit Mühe verstehen kann), unterstellt, über dem dann nur
noch der Direktor der gesamten Tate, Sir Nicholas Serota – für uns alle angelsächsisch
formlos „Nick“ – steht. Letzterer hat sein Büro an der Tate Britain, 20 Minuten mit dem
Tate-Boot auf der Themse von der Tate Modern entfernt. (Die Tate Britain zeigt
ausschließlich britische Kunst seit dem 16. Jahrhundert bis heute.)

Meine Arbeitszeiten sind sehr arbeitnehmerinnenfreundlich – wir im Curatorial Department
fangen so gegen 9.30/10.00 an und arbeiten dann bis etwa 18 oder 19 Uhr. Hier gilt die 36-
Stunden-Woche, herrlich! Allerdings wird von uns auch erwartet, dass wir zu
Galerievernissagen, Empfängen und derlei gehen. Ich bin etwa zwei- bis dreimal in der
Woche abends in Kunstdingen unterwegs, andere Kollegen fast jeden Abend.

Die wissenschaftliche Basis: Recherchen aller Art
Als ich hier angefangen habe, wurde ich in drei Projekte eingeführt: die John Baldessari-
Retrospektive 2009, die Ausstellung „Sold out“ 2009 und die „Members Room Commission“
für Mai 2008. Die Baldessari-Schau wird von einer Tate-Kuratorin kuratiert, „Sold out“ von
zwei externen amerikanischen Kuratoren, während der Members Room in meiner
Verantwortung liegt. Es führt leider viel zu weit, hier näher auf die einzelnen Projekte
einzugehen, entscheidend hierfür ist: die beiden ersten Projekte waren schon in vollem
Gang, als ich hier anfing (der Vorlauf für eine Ausstellung an der Tate beträgt etwa drei bis
fünf Jahre, von der ersten Idee bis zur Eröffnung), also musste ich mich erst einmal ein
paar Wochen hinsetzen und lesen, um überhaupt in die jeweiligen Themen
„reinzukommen“.

Ich schätze sehr an der Arbeit im Museum (im Gegensatz zu Galerien und kleineren und
kurzfristiger arbeitenden Ausstellungsräumen), dass die wissenschaftliche Arbeit ein
wirklich wesentlicher Teil ist, auf dem – idealerweise – alles fußt. Ohne ein breites
kunsttheoretisches und kunsthistorisches Wissen, das immer wieder erweitert und
aufgefrischt werden muss, geht eigentlich nichts. Das empfinde ich andererseits häufig als
sehr anstrengend, denn nicht selten kommen mir die Diskussionen unter Kollegen eher wie
ein Kräftemessen in Sachen Bildung und Scharfsinnigkeit vor denn als konstruktiver
Austausch. Die Frage „Warum ist dieser Künstler gut/schlecht?“ wird meiner Meinung nach
zu selten klar formuliert geschweige denn befriedigend beantwortet. Häufig verstrickt man
sich in ziellosen kunsttheoretischen Statements.

Was alle Kollegen überall beklagen, ist der Umstand, dass im Tagesgeschäft oftmals kaum
Zeit bleibt, in Ruhe wissenschaftliche Recherche zu betreiben. Kaum jemand hat die Muße
sich mal für einen Tag in die Bibliothek zurückzuziehen, während im Büro gleichzeitig die
Emails reinprasseln. Das geschieht meist nur ganz zielgerichtet im Hinblick auf bestimmte
Fragen, die gerade für eine konkrete Ausstellung wichtig sind, oder im Zusammenhang mit
dem Verfassen eigener Texte für den Ausstellungskatalog o. ä. (Die Vorbereitung,
Verfassung und redaktionelle Betreuung von Ausstellungskatalogen gehören für mich
übrigens auch zu den besonderen Freuden in diesem Beruf.) Dabei ist das ungerichtete
Lesen und Recherchieren mindestens genauso wichtig. Dazu gehören neben Bibliotheksund
Internetrecherche unbedingt die Besuche von anderen Museen, Galerien,
Ausstellungsräumen und Künstlerateliers.

Sternstunden: Atelier- und Galeriebesuche
Zu den Höhepunkten des Kuratorenberufs gehören sicher die Besuche in Künstlerateliers
bzw. generell das Zusammentreffen mit Künstlern. Es gibt einfach nichts besseres als mit
Künstlern selbst über ihre Arbeit zu sprechen, um von den ganzen hochfliegenden
Kunsttheorien wieder herunterzukommen und wieder einen Sinn dafür zu bekommen,
worum es eigentlich bei dem Ganzen geht. (Da es jetzt gerade aber nur um meinen
Arbeitsalltag geht, muss ich das leider mal an anderer Stelle weiter ausführen.)

Es ist toll, von einem Künstler/einer Künstlerin erklärt zu bekommen, woran er oder sie
gerade arbeitet, und gemeinsam zu überlegen, welche Arbeit gut in die Ausstellung, an der
man gerade selbst tüftelt, passen könnte. Zur Zeit beschäftige ich mich viel mit der Kunst
aus dem Nahen Osten und bin sowohl mit einer Künstlerin aus Islamabad in engem Email-
Kontakt als auch mit einer Künstlerin aus Israel, die in London lebt, im Austausch. Letztere
denkt nun sehr konkret darüber nach, was sie im oben erwähnten Tate Members Room
(ein Cafe im 6. Stock der Tate, das nur die Tate members benutzen dürfen – davon gibt es
aber immerhin 80.000) verwirklichen könnte, und es macht mir sehr viel Spaß, mit ihr die
Möglichkeiten und Ideen zu diskutieren. Die künstlerische wie auch die kuratorische
Herausforderung stellen in diesem Fall verschiedene Bedingungen dar: Eröffnung der
Arbeit schon im Mai, der Raum ist als Café funktionsgebunden und darf durch das
Kunstwerk in dieser Funktion nicht beeinträchtigt werden, das Budget ist winzig, und wir
haben nur eine einzige Nacht für die Installierung der Arbeit.

Die wirklich etablierten Kuratoren der Tate reisen extrem viel, denn das Kunstgeschäft ist
ganz und gar international. Weil es Brauch ist, für das Department Süßigkeiten von den
Reisen mitzubringen, haben wir ständig, teilweise obskures, Naschwerk aus aller Welt im
Büro – im Gegensatz zu den immer gerne genommenen Biscotti aus Italien war neulich die
Schokolade in Form von Pandabären aus China kein wirklicher Erfolg. Jedenfalls: ich reise
nicht allzuviel, aber das kann sich noch ändern in den nächsten Monaten. Reisen werden
nötig, wenn Kunstwerke aus unserer Sammlung woandershin verliehen werden und
aufgrund ihres Wertes ein „Kurier“ als Begleiter erforderlich ist, wenn unsere Ausstellungen
auf „Tournee“ gehen und an anderen Orten installiert werden, wenn ein Künstler für eine
Ausstellung in Erwägung gezogen wird und sein Atelier besucht werden soll, wenn
Arbeitstreffen mit Kollegen an anderen Häusern sinnvoll sind, wenn irgendwo interessante
oder für ein bestimmtes Projekt wichtige Ausstellungen stattfinden, wenn ein Kunstwerk,
das womöglich geliehen werden soll, besichtigt werden muss, bevor es hierher transportiert
wird, wenn Kunstbiennalen und Messen anstehen usw. usw.

Die Tate stellt ihren Kuratoren zudem ein kleines Reisebudget zur Verfügung, dass diese
ganz nach eigenem Belieben nutzen können, also auch für Reisen, die nicht an ein
bestimmtes Projekt gebunden sind. Ich bin mit einem Teil davon im November zur Biennale
in Venedig gefahren und hoffe, dass ich es mit dem Rest im März zur „Art Dubai“ schaffe.

Zwiespältiges Vergnügen: Meetings
Wie vermutlich fast überall wird auch bei uns über die Vielzahl der oftmals etwas zähen
oder wenig konstruktiven Meetings geklagt. Ich als Freundin der Kommunikation stimme
dem nicht unbedingt zu, was aber womöglich an meiner Position liegt – die Anzahl meiner
Meetings hält sich noch in Grenzen, denn ich muss ja nicht selbst absegnen, sondern nur
alle meine Ideen absegnen lassen. Insofern haben für mich Meetings hier meistens etwas
sehr Motivierendes, da ich normalerweise danach wieder genauer Bescheid weiß, in
welche Richtung weiter zu arbeiten ist, zum Beispiel, wenn es um die Auswahl eines
Künstlers für ein bestimmtes Projekt geht.

Am meisten Spaß machen die Besprechungen mit Kollegen, die sich konkret mit der
Ausstellungsplanung befassen. Wir haben ein kleines Modell von den Ausstellungsräumen,
in denen die Baldessari-Retrospektive gezeigt werden soll, und alle Werke, die wir in
Erwägung ziehen, als maßstabsgerechte Farbausdrucke vorliegen. Die können wir
stundenlang hin und her „hängen“ und schieben, die Ausstellung also simulieren und
immer wieder verändern, kurz: prima Puppenhaus für Kuratoren damit spielen.
Einmal im Monat gibt es Department-Meetings und alle zwei Monate Kuratorenmeetings.
Bei ersterem geht es vor allem um administrative Dinge. Wir bekommen dabei allerdings
auch zum Beispiel die Neuankäufe für die Sammlung vorgestellt. Bei den
Kuratorenmeetings besprechen wir vornehmlich Ausstellungskonzepte und Ideen.
Außerdem haben wir alle paar Wochen ein Lunch für die Kuratoren und
Assistenzkuratoren, bei dem wir vorgegebene Texte oder Ausstellungen diskutieren.

Zudem bekommen wir „International Research Seminars“ geboten, die das Ziel haben, uns
die nicht-westliche Kunstwelt zu erschließen, die vollkommen unterrepräsentiert ist in der
Tate (wie in so gut wie jedem anderen europäischen oder nordamerikanischen Haus auch).
Je näher es auf eine Ausstellungseröffnung zugeht, desto mehr häufen sich Treffen mit den
anderen Abteilungen wie der Presse, dem Sponsoring, der Museumspädagogik, dem
Verlag, der den Katalog herausbringt, den Registraren, die den Transport organisieren, den
Technikern und den Sicherheitsleuten. Alle müssen über die Inhalte der Ausstellung und
die sie betreffenden Anforderungen informiert werden. Hier kommt es fast zwangsläufig zu
Reibungen, weil sich die anderen Abteilungen beinahe notorisch von den Kuratoren, auf
deren Arbeit letztlich ja alles zurückgeht, mit Informationen unterversorgt fühlen. Deshalb
ist es wichtig, das vorhandene Wissen für alle nutzbar zu machen, was gar nicht so einfach
ist.

Die Museumsdatenbank (TMS) und wozu sie gut ist
Jedes große Museum arbeitet heutzutage mit einer Museumssoftware, um die Bestände
und Vorgänge im Museum dokumentieren zu können. Die Tate verwendet TMS (The
Museum System), eine vom Getty Museum in Los Angeles entwickelte Software, an die ich
mich nur schwer gewöhnen kann. Die meisten europäischen Museen benutzen
MuseumPlus, das auch ich kenne und das (nicht nur) meiner Meinung nach um Welten
benutzerfreundlicher und logischer aufgebaut ist als TMS. Meine Schweizer Kollegin
Bettina und ich jammern gerne ausgiebig darüber. Aber es nützt ja nichts.
Jedenfalls sind nicht nur sämtliche Objekte aus der Tate-Sammlung in dieser Datenbank
erfasst, sondern auch alle, die sozusagen jemals mit Tate in Berührung gekommen sind.
Das heißt, alle Kunstwerke, die jemals als Leihgaben von anderen Museen, Galerien oder
Sammlern ins Haus gekommen sind und auch alle, die dafür auch nur in Erwägung
gezogen wurden. So sind inzwischen Zehntausende von Einträgen in dieser Datenbank.
Die komplette Tate-Sammlung kann übrigens auch auf der Website eingesehen werden,
was ein unglaublich praktisches Instrument sowohl für die Tate-Mitarbeiter als auch für alle
anderen interessierten Menschen ist. Die Tate nennt ihre Website übrigens gerne die „5.
Tate“ (neben Tate Britain und Tate Modern in London sowie Tate Liverpool und Tate St.
Ives).

Die Arbeit mit TMS ist relativ langweilig und wird normalerweise von den
Assistenzkuratoren erledigt. Aus verschiedenen Gründen habe ich es für die John
Baldessari-Retrospektive, an der ich mitarbeite, übernommen die Daten zu erfassen und
ärgere mich ziemlich damit rum. Es müssen sämtliche Informationen über das jeweilige
Werk eingegeben werden, das beinhaltet neben Titel und Jahr die Technik, die Maße, den
Zustand – falls es dazu Informationen gibt – und vor allem den Leihgeber bzw. den jetzigen
Standort und die Kontaktpersonen, über die wir die Leihanfrage stellen können. Aus dieser
Datenbank bedienen sich im Laufe der Ausstellungsvorbereitung die Kollegen aus allen
Abteilungen und ergänzen sie gegebenenfalls. So wird die Registrarin irgendwann
Angaben zur Logistik und zur Versicherung einfügen, die Restauratorin Hinweise zu
Transport und Rahmung abfragen, die Techniker entnehmen hier Installationshinweise und
die Presseabteilung kann Angaben zu Copyrights überprüfen. Für uns Kuratoren sind vor
allem die Daten zum Kunstwerk selbst wichtig, damit wir planen können, wie und wo
welches Werk installiert werden kann. Außerdem sind wir verantwortlich für die
Leihanfragen und die Betreuung der Leihgeber. Darum ist es entscheidend, dass wir hierfür
alle Angaben zusammen haben und genau wissen, wo sich welches Werk befindet. Der
Leihverkehr ist nicht gerade der glamouröseste Teil der Arbeit, aber zentral – ohne
Leihgaben gibt es keine Ausstellung.

Klingt dröge, ist es aber eigentlich gar nicht: Der Leihverkehr
Am Beginn einer Ausstellungsplanung steht die Themenfindung. Dann folgt – nachdem das
Thema als Ausstellung von den Programmplanern angenommen worden ist – die
eingehende Recherche, aus der sich die Werkliste ergibt, das heißt, die Liste der Objekte,
die in der Ausstellung gezeigt werden sollen. Die Werkauswahl ergibt sich aus einem
möglichst stringenten inhaltlichen Konzept. Das ist die grundlegende kuratorische Arbeit.
Auch bei einer Einzelausstellung wie der John Baldessari-Retrospektive ist dies
entscheidend, denn der Künstler hat im Laufe seiner inzwischen fast 50 Jahre währenden
Laufbahn sehr viel mehr Werke geschaffen als wir zeigen können – es muss also genau
überlegt werden, nach welchen Kriterien die Auswahl getroffen wird, welche Schwerpunkte
man setzen möchte, ob man zum Beispiel eine ganze Werkserie einfach weglassen kann,
weil man sie für schwach hält usw.

Wenn die Werkliste soweit steht, müssen wir herausfinden, wo sich die betreffenden Werke
befinden. Dabei helfen Kataloge von früheren Ausstellungen, die Galerie, die den Künstler
betreut, oder, im Falle von erfolgreichen und etablierten Künstlern, das Studio des
Künstlers selbst. John Baldessaris Studio befindet sich in Los Angeles, seine Galerie in
New York, und mit beiden sind wir ständig in Kontakt. Da es eine vergleichbare Struktur für
eine Themenausstellung natürlich nicht gibt, ist das „Zusammensuchen“ der Werke dabei
etwas komplizierter.

Nach der Lokalisierung der Werke müssen Leihanfragen gestellt werden. Das ist einfach,
wenn sich das betreffende Werk in einer öffentlichen Sammlung befindet, das läuft dann
sehr gut über offizielle und eingefahrene Bahnen. Als – gelinde ausgedrückt – großes
Museum hat die Tate normalerweise keine Probleme, Leihgaben zu bekommen, es sei
denn, der konservatorische Zustand des Kunstwerkes lässt eine Reise nicht mehr zu.
Kleinere bzw. weniger etablierte Museen haben da sehr viel mehr zu kämpfen und müssen
oft mit zweitrangigen Werken vorlieb nehmen. Wie überall läuft hierbei viel über persönliche
Kontakte. Daher ist es wichtig, an der Spitze eines Museums eine umtriebige
Persönlichkeit mit zahlreichen Kontakten zu haben, die in der Lage ist, auch dem
widerborstigsten Kollegen über alle Widerstände seines zuständigen Restaurators hinweg
einen besonders fragilen Matisse aus den Rippen zu leiern. Da werden zum Teil absurde
Deals und Tauschgeschäfte gemacht. Und – es soll nicht unerwähnt bleiben – das läuft
häufig immer noch über Männerbünde, was sich aber erfreulicherweise in den letzten
Jahren ändert, in denen zunehmend Frauen die Direktorensessel besetzen.

Viele Werke befinden sich jedoch in Privatsammlungen. Manche Sammler agieren derart
anonym, dass wir nur über Vermittlung z.B. einer Galerie Kontakt aufnehmen können.
Wenn die Leihanfragen – von uns entworfen, vom Direktor unterzeichnet – raus sind, heißt
es abwarten. Es gibt immer Arbeiten, bei denen man von Anfang an weiß, dass die
Chancen diese zu bekommen, eher schlecht stehen, und andere, die man von Anfang an
als „sicher“ verbuchen kann. Ich habe schon erlebt, dass uns eine Leihgabe verweigert
wurde, weil die Besitzer im betreffenden Zeitraum eine Party geben wollten und das Werk
ein zentrales Dekorationsstück in ihrem Wohnzimmer war. – Natürlich ärgert man sich
dann darüber, aber andererseits haben die Leute oft hunderttausende für die Arbeit
ausgegeben und können natürlich damit tun und lassen, was sie wollen. (Als arme
Kirchenmaus mit Bildungsauftrag kommt man aber nicht umhin, das sehr egoistisch zu
finden.)

Dieser ganze Prozess, der sich über Monate hinzieht, wird in TMS festgehalten – Zusagen,
Absagen, Ichweissnochnichts und alle Bedingungen, die die Leihgeber an ihre Zusagen
knüpfen wie Transport, Versicherung, Abbildungsrechte, Anzahl der beanspruchten
Ausstellungskataloge usw. Letztlich wird jede Leihgabe einzeln verhandelt.
Wenn dies alles abgeschossen ist – und das ist es oft erst nervenzerfetzend kurz vor der
Eröffnung –, dann ist die Ausstellung im Grunde fertig, jedenfalls in der Datenbank. Wenn
dann eines Tages endlich aus aller Welt die LKWs mit den Kisten ankommen und wir, bzw.
die dazu befugten Restauratoren und Packer, die Originale auspacken und wir, häufig
gemeinsam mit den Künstlern, mit dem Hängen und Installieren der Ausstellung anfangen
können, dann ist das immer ein bisschen wie Weihnachten. Und dann beginnt der
eigentliche Spaß: die Ausstellung wird Realität. #


* Aus Wikipedia.de:
„Die Tate Gallery of Modern Art (kurz: Tate Modern) in London ist das weltweit größte Museum für moderne
Kunst. Es hat seinen Sitz in einem umgebauten Kraftwerk, der früheren Bankside Power Station, am
Themseufer des Stadtteils Southwark. (...) Die Tate Modern präsentiert Werke der bedeutendsten Künstler
der Moderne und der Gegenwart. Beginnend mit Werken von Vincent van Gogh, Paul Cezanne, Paul
Gauguin und Henri de Toulouse-Lautrec werden die faszinierenden Stilrichtungen der Epoche gezeigt:
Impressionismus, Kubismus, Fauvismus, Futurismus, Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus sowie
Pop Art, Minimal Art und Conceptual Art. Highlights des Museum sind weltberühmte Meisterwerke von Pablo
Picasso, Georges Braque, Henri Matisse, Piet Mondrian, Marcel Duchamp, Salvador Dalí und Andy Warhol.
(...)“